Die Notenbanken weltweit haben die Zinswende eingeleitet, überalle werden die Leitzinsen angehoben. Für Anleger kann das positive wie negative Folgen haben – je nachdem, wie sie reagieren.
Aktien nach einer Zinswende
Der Aktien-Investor: Steigende Zinsen sind Gift für Aktien, so die Lehrmeinung. Die Gründe dafür sind naheliegend: Einerseits werden Anleihen zum Nachteil von Aktien wieder attraktiver, wenn ihre Zinscoupons klar über der Dividendenrendite von Aktien liegen. Andererseits belasten höhere Kapitalkosten die Unternehmensgewinne. Hinzu kommt regelmäßig ein geringere Konsumneigung bei Privathaushalten, was ebenfalls die Unternehmensgewinne nach einer Zinswende drückt.
Allerdings muss blindes Vertrauen auf die Lehrmeinung keineswegs erfolgreich sein: Neben den harten Fakten spielt stets die Psychologie eine Rolle. Herrschte konjunktureller und politischer Optimismus, profitierten in der Vergangenheit oft genug Aktien trotz steigender Zinsen. Außerdem kommt es auf die Branche an: Zinswenden führen meist zu Umschichtungen in wenig konjunktursensible Aktien, also in defensive Branchen wie Pharma und Nahrungsmittel.
Anleihen nach einer Zinswende
Der Zins-Investor: Steigt das Zinsniveau, dann sitzt der Käufer von langlaufenden Anleihen möglicherweise jahrelang auf unterdurchschnittlichen Zinsen. Kursverluste während der Laufzeit kommen hinzu, die nur dann keine Bedeutung haben, wenn die Anleihe bis zum Ende gehalten wird. Dann erfolgt – Bonität vorausgesetzt – die Rückzahlung zu 100 Prozent. Wer indes zu bestimmten Terminen liquide sein muss, etwa wegen Steuerzahlungen, sollte den Kursverlauf beobachten. Renten-Papiere mit kurzen Laufzeiten von bis zu drei Jahren reagieren weit weniger empfindlich auf Zinserhöhungen. Die größte Flexibilität erhalten sich Anleger allerdings mit Tages- und Termingeldern sowie Geldmarktfonds.
Kredite nach einer Zinwende
Der Kreditnehmer: Mit steigenden Zinsen werden Kredite teurer. Doch das sollte niemanden veranlassen, noch schnell einen Konsum-Kredit etwa für den Urlaub aufzunehmen. Anders sieht es aus bei Immobilienfinanzierungen: Wenn z.B. erst in zwei oder drei Jahren frisches Geld benötigt wird, weil dann die alte Finanzierung ausläuft, könnte es vorbei sein mit dem derzeit noch günstigen Baugeld. Und schon ein Prozentpunkt mehr Kreditzins verteuert die durchschnittliche Hausfinanzierung um Zehntausende Euro.
Mit einem Forward-Darlehen lassen sich Zinsen, Monatsrate und sonstige Konditionen bis zu fünf Jahre im Voraus verbindlich festgelegen. Dafür ist ein Aufschlag zu zahlen. Die genaue Höhe hängt vor allem davon ab, wie viel Zeit bis zum Ende der Zinsbindung noch überbrückt werden muss. Bei einer Wartezeit von drei Jahren beträgt der Aufschlag für ein Anschlussdarlehen mit 10-jähriger Zinsbindung derzeit etwa bei 0,02 Prozent je Monat. Das Darlehen würde somit bei 2,3 Prozent (1,6 + 0,7) effektiv liegen. Dieser Aufschlag ist für die gesamte Dauer des Darlehens zu zahlen. Es lohnt sich dann, wenn in drei Jahren Baugeld eben jene 0,7 Prozentpunkt und mehr teurer geworden sein sollte.