StVO: Die Rechte und Strafen beim Radfahren

In diesen Tagen holen Millionen Deutsche das Fahrrad aus dem Keller – zum Schrecken vieler Spaziergänger, Autofahrer sowie der Polizei, denn mit den Verkehrsvorschriften nehmen es Radler oft nicht so genau. Aber welche Regeln gelten eigentlich für Radfahrer? Ich beantworten einige typische Zweifelsfragen und nenne die seit 2013 gültigen Bußgelder, die Radlern drohen.

Muss immer der Radweg benutzt werden?

Nein, das gilt nur, wenn in Fahrtrichtung ein Radweg vorhanden ist und mit den Rad- Verkehrszeichen beschildert ist (weißes Rad auf blauem Grund). Die Benutzung des Radweges muss außerdem zumutbar sein. Unzumutbar ist es z.B., wenn der Radweg mit Scherben übersät ist. Dann darf die Straße benutzt werden – nicht jedoch der Gehweg. Wird gegen die Radweg-Pflicht verstoßen,  muss man mit einem Bußgeld von mindestens 20 Euro rechnen. Radfahrer in Fußgängerzonen müssen mit mindestens 15 Euro Bußgeld rechnen, beim Fahren auf Gehwegen werden mindestens zehn Euro fällig.

Gibt auch für Radfahrer das Rechtsfahrgebot?

Ja, auch Radfahrer müssen rechts fahren. Zum Gehweg neben der Straße sollte man etwa 80 cm Abstand halten, zu parkenden Fahrzeugen etwa 80 und 150 cm. Radfahrer müssen nicht näher an den Rand fahren, um hinter ihnen fahrende Autos vorbei zu lassen.  Nach §5 Absatz 8 StVO gilt: Radfahrer dürfen mit mäßiger Geschwindigkeit rechts an Kolonnen vorbeifahren. Aber nur, wenn genug Platz ist. 

Wo müssen Kinder fahren?

Kinder bis zum vollendeten 8. Lebensjahr müssen, ältere Kinder bis zum vollendeten 10. Lebensjahr dürfen mit Fahrrädern die Gehwege benutzen. Für ältere Kinder gilt die gleiche Radweg-Pflicht wie für Erwachsene. Beim Überqueren einer Fahrbahn müssen die Kinder übrigens absteigen (Paragraf 2, Absatz 5 Straßenverkehrsordnung).

Dürfen Radfahrer nebeneinander fahren? 

Ja, und zwar mit maximal zwei Fahrrädern. Der Verkehr darf dadurch nicht beeinträchtigt werden. Mehr als 15 Radfahrer dürfen einen geschlossenen Verband bilden. Dann dürfen sie zu zweit nebeneinander auf der Fahrbahn fahren. Gegen die Einbahnstraße radeln ist erlaubt, wenn es ausdrücklich durch die Beschilderung erlaubt wird. Fährt man ohne Erlaubnis gegen die Einbahnstraße, kostet das zwischen 20 und 35 Euro

Darf der Radfahrer  jemanden mitnehmen?

Sofern der Radler mindestens 16 Jahre alt ist, darf ein Kind bis sieben Jahren mitgenommen werden. Voraussetzung: Es ist ein spezieller Kindersitz vorhanden und durch Radverkleidung ist dafür gesorgt, dass die Füße der Kinder nicht in die Speichen geraten können. In Anhängern, die zur Beförderung von Kindern eingerichtet sind, dürfen bis zu zwei Kinder bis zum vollendeten siebten Lebensjahr mitgenommen werden. Die Begrenzung auf das vollendete siebte Lebensjahr gilt nicht für behinderte Kinder.

Welche „Kunststücke“ sind Radfahrer erlaubt?

Freihändig fahren ist verboten. Und: Die Füße dürfen Radler nur dann von den Pedalen nehmen, „wenn der Straßenzustand das erfordert“. Einhändig darf man aber radeln. Dennoch muss der Fahrer das Rad unter Kontrolle haben. Kommt es zu einem Unfall, kann dem Radfahrer unter Umständen eine Mitschuld gegeben werden.

Wortlaut Straßenverkehrsordnung (§23 Absatz 3 StVO) 

(3) 1Wer ein Fahrrad oder ein Kraftrad fährt, darf sich nicht an Fahrzeuge anhängen. 2Es darf nicht freihändig gefahren werden. 3Die Füße dürfen nur dann von den Pedalen oder den Fußrasten genommen werden, wenn der Straßenzustand das erfordert.

Darf ein Radler beim Fahren telefonieren?

Das ist wie für den Autofahrer nur mit Freisprecheinrichtung erlaubt. Wer mit dem Handy in der Hand beim Radeln erwischt wird, riskiert ein Bußgeld von 25 Euro. Das gilt nicht, wenn das Fahrzeug steht, etwa vor einer Ampel (beim Auto muss zudem der Motor ausgestellt sein). Das Musikhören oder Telefonieren per Ohrstöpsel oder Kopfhörer ist hingegen erlaubt, solange der Ton nicht so laut gestellt ist, dass Warnsignale nicht mehr wahrgenommen werden können.

Welche Beleuchtung ist vorgeschrieben?

Das ist umfangreich im Paragraphen 67 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) geregelt. Das Wichtigste daraus: Fahrräder müssen für den Betrieb des Scheinwerfers und der Schlussleuchte mit einer Lichtmaschine (mindestens 3 Watt) ausgerüstet sein. Für Rennräder bis elf Kilogramm gilt: Es reichen lose Lampen und Batterien, die bei Bedarf angebracht werden.

Die viel Alkohol darf ein Radfahrer trinken?

Die absolute Fahruntüchtigkeit eines Radfahrers beginnt laut Rechtsprechung erst bei 1,6 Promille (Autofahrer: 1,1 Promille). Wer mit mehr als 1,6 Promille erwischt, verliert unter Umständen seinen Führerschein fürs Auto. Bei einem so hohen Pegel könne von einer dauerhaft ausgeprägten Alkoholproblematik ausgegangen werden, weshalb auch Zweifel bestünden, ob die Person zum Führen eines Kraftfahrzeuges geeignet ist. (Bundesverwaltungsgericht, Az. 11 C 34.94).

Bußgelder für Radfahrer (Untergrenzen seit 2013):

  • Nichtbenutzen des Radweges: 20 Euro
  • Fahren ohne Licht: 20 Euro
  • Fahren auf dem Fußweg: 10 Euro
  • Nichtbenutzen der rechten Fahrbahn: 15 Euro
  • Falsches Einbiegen in eine Einbahnstraße: 20 Euro
  • Fahren in der Fußgängerzone: 15 Euro

Gibt es eine Helmpflicht für Radfahrer?

Nein, selbst Kinder müssen keinen Helm tragen. Einem Radler ohne Helm darf auch kein Nachteil entstehen, entschied der Bundesgerichtshof, nachdem eine Versicherung den Schadensersatz für eine verunglückte Radfahrerin reduzieren wollte, weil die Frau ohne Helm unterwegs gewesen war. Rennradfahrer und Mountainbiker als ‚besonders gefährdete Radgruppe’ kann allerdings eine höhere Mitschuld treffen, wenn sie ohne Helm unterwegs sind.

 

Wie teuer wird ein Rotlicht-Verstoß?

Wer noch schnell über die rote Ampel radelt, muss 60 Euro zahlen. Bei Gefährdung anderer und wenn die Ampel schon länger als eine Sekunde rot war, werden sogar 100 Euro fällig. Noch viel teurer wird es am Bahnübergang: Wer trotz geschlossener (Halb-)Schranke über die Gleise radelt, muss mit 350 Euro Strafe rechnen.  Für Ordnungswidrigkeiten ab einer Geldbuße von 60 Euro bekommen Radfahrer nämlich Punkte in der Flensburger Verkehrssünderkartei, auch wenn sie keine Fahrerlaubnis besitzen.

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4 Gedanken zu „StVO: Die Rechte und Strafen beim Radfahren

  1. SvenS Antworten

    >Einige benutzen die Auto-Sicherheitsweste um besser gesehen zu werden.

    Bei 28 Grad und strahlendem Sonnenschein am hellichten Tag also? Dann sollte man konsequenterweise auch am Fahrrad tags

  2. Volker Antworten

    Die Beschreibung passt genau auf den Lokalredakteur meiner Ex-Tageszeitung. Wenn der mal auf dem Weg zur Arbeit einen zugeparkten Radweg entdeckt hat, hat er daraus sofort eine Mega-Story gemacht, nat

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