Ein Leser beschwerte sich über einen eigentlich harmlosen Text. Es ging darum, wie man eine Putzfrau richtig anmeldet, und zwar bei der Minijob-Zentrale. Putzfrau anmelden, so der Leser, sei als Überschrift nicht akzeptabel. Denn erstens würden solche Arbeiten auch von Männern erledigt, außerdem sei der Begriff insgesamt negativ und abwertend.
Als Alternative schlug der Leser vor: Reinigungskraft. Aber ist das wirklich die politisch korrekte Alternative zu Putzfrau? Mir erschließt sich nicht unbedingt, warum reinigen anspruchsvoller sein soll als putzen. Und Kraft? Das klingt nun wirklich nicht positiv. Da denke ich an Muckibude, Ketchup oder Hannelore.
Im kleinen Kreis wurden weitere Alternativen diskutiert. Facility Manager/in klingt generell gut, aber wird schon für Hausmeister-Tätigkeiten verwendet. Key Account Manager/in wäre ebenfalls naheliegend, da viele, sagen wir Sauberkeitsdienstleister, einen Schlüssel zum Büro oder zur Wohnung haben. Aber dann wären all die Key Account Manager/in entsetzt, die vermutlich oftmals selber nicht genau wissen, warum sie so heißen.
Wie wäre es, um bei angelsächsischen Ausdrücken zu bleiben, mit “Dust Director”? Die Gemeinsamkeit mit dem Art Director aus der Werbeagentur wäre, dass beide oftmals bei viel Arbeit schlecht bezahlt werden, eben so eine Art Direktor. Also vielleicht doch Sauberkeitsdienstleister oder Hygiene-Beauftragte/r? Was für eine Überschrift: So melden Sie den/die Sauberkeitsdienstleister/in richtig an.
Die ansonsten immer so politisch korrekten Engländer sagen übrigens Cleaning Lady. Das gefällt mir aber gar nicht. Es ist nicht geschlechtsneutral und wegen der sprachlichen Nähe zu First Lady könnten sich Reinigungsdienstleister veräppelt fühlen.
So nehme ich ein ungeklärtes Thema des journalistischen Alltages mit ins Wochenende und wünsche eine schönes solches.
Meiner Meinung haben wir es der Emanzipation zu verdanken, dass viele Berufsbezeichnungen, die früher Gang und Gebe waren heutzutage als nicht mehr politisch korrekt gelten. Typische Frauen- und Männerberufe gibt es nämlich immer noch, doch bei der Berufs- oder auch einfach der Jobwahl entscheiden sich die beiden Geschlechter nach anderen Kriterien. Wer keinen Abschluss hat nimmt eben was er kriegt. Klar, dass die seit Jahren putzenden Männer nun aufbegehren, wenn man sie als Putzfrauen bezeichnet. In allen Berufsständen hat sich die weibliche Bezeichnung doch längst durchgesetzt. Ich für meinen Teil empfinde Reinigungskraft als politisch korrekt, und mein Schwager, der in eben diesem Bereich arbeitet zieht diese Bezeichnung ebenfalls vor. Wer ihn Putzfrau Hamburg nennt ist die längste Zeit sein Freund gewesen und dafür habe ich sogar Verständnis. Reinigungskraft hört sich auch nicht so abwertend an.
Neulich traf ich die Putzfrau von der kleinen Bankfiliale nebenan wie sie den Müll einwarf. Und als ich dann so rumeierte mit "Sie arbeiten bei der Sparkasse, nicht wahr?", sagte sie: "Ja, ich bin die Putzfrau." Also dann …
Parkettkosmetikerin
OberflächentechnikerIn
Das sollte seit "Tote tragen keine Karos" eigentlich klar sein: "Reinemackefrau".
Dazu nehmen wir den Mann, und alles ist in Butter.
Ansonsten bin ich für kurz und knapp für "Putze", das kann man auch geschlechtsneutral verwenden.
RaumpflegerIn?