ARAG JuraCheck: Das Kleingedruckte im Check

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Der Tarif ARAG JuraCheck ist eines von vielen neuen Angeboten, die der Düsseldorfer Rechtsschutzversicherer ARAG in jüngster Zeit auf den Markt gebracht hat. Die Versicherungsleistung besteht darin, dass der Kunde auf Kosten der ARAG Verträge juristisch prüfen lassen kann. „Wir sorgen dafür, dass Sie später nicht über das Kleingedruckte stolpern“, heißt in der Werbung. Aber wie steht es mit dem Kleingedruckten von JuraCheck – ich habe den Check für den Privatpersonen-Tarif gemacht (es gibt JuraCheck auch für Selbstständige).

Was ist neu an JuraCheck?

Die typische Rechtsschutzversicherung nutzt nur dann etwas, wenn man schon einen Rechtsstreit hat oder sich zumindest einer anbahnt. ARAG JuraCheck will helfen, Rechtsstreit zu vermeiden, indem Verträge geprüft und kritische Punkte frühzeitig identifiziert werden, sei es beim Arbeitsvertrag, Mietvertrag oder Fitness-Studio-Vertrag. Der ARAG-Kunde kann dann versuchen, den Vertrag zu seinen Gunsten zu ändern oder ihn ganz ablehnen.
Anders als bei Rechtsschutzversicherungen üblich gibt es bei JuraCheck keine Wartezeit. Nach Vertragsschluss kann der Kunde sofort Versicherungsleistungen beanspruchen.

Welche Verträge sind versichert?

Alle Verträge des Privatlebens fallen unter JuraCheck. Die Ausnahmen hat die ARAG in den Versicherungsbedingungen abschließend aufgezählt, und zwar: Verträge zu Kapitalanlagen und sowie praktisch alles rund um Immobilienkauf und -bau. Der Hauskauf-Vertrag ist somit draußen.

Eine andere wichtige Einschränkung: Es sind nur solche Verträge versichert, die noch nicht endgültig abgeschlossen wurden. Wer also seinen vor Jahren geschlossenen Mietvertrag z.B. darauf überprüfen lassen will, ob Renovierungsarbeiten auf Grund der BGH-Rechtsprechung von ihm als Mieter gefordert werden dürfen, müsste das selber bezahlen. Lassen sich hingegen Verträge noch rückgängig machen, etwa der Onlinekauf innerhalb der 14-tägigen Widerrufsfrist, besteht Versicherungsschutz.

In welchem Umfang sind Vertragsprüfungen versichert?

Pro Vertragscheck zahlt die ARAG bis zu 100 Euro, pro Jahr insgesamt bis zu 1.000 Euro. Nach Angaben der ARAG reichen 100 Euro pro Check zur Prüfung von rechtlichen Fragen zu einem Vertrag üblicherweise aus. Wenn dem so ist, könnte ein Kunde bis zu 10 Verträge jährlich prüfen lassen. Das Honorar wird vorab mit dem Rechtsanwalt vereinbart, sodass klar wäre, wenn in einem speziellen Fall ein höheres Honorar verlangt würde. Neben Vertragsprüfungen ist ein Mal im Jahr der Check der privaten Homepage versichert, etwa auf mögliche Verstöße gegen das Urheberrecht bei der Verwendung von Texten und Bildern.

Was bietet JuraCheck Plus mehr?

Es besteht “zusätzlich Anspruch auf persönliche Rechtsberatungen durch einen in Deutschland zugelassenen Rechtsanwalt“, schreibt die ARAG. „Wir übernehmen je Beratung die Vergütung eines für Sie tätigen Rechtsanwaltes bis zur Höhe von 250 Euro, für alle in einem Kalenderjahr angefallenen Beratungen jedoch nicht mehr als 500 Euro.“ Auf Anfrage erklärte ARAG, dass diese Rechtsberatung nicht auf Vertragsprüfung begrenzt sei. Wegen eines Bußgeldverfahrens oder eben dem bereits abgeschlossenen Mietvertrag (s. oben) ließe sich „Plus“ also ebenfalls nutzen. Aber: „Voraussetzung ist die vorherige Inanspruchnahme unserer telefonischen Erstberatung JuraTel“, so ARAG. Dieser Service ist in beiden JuraCheck-Varianten enthalten.

Wie läuft der Vertragscheck mit ARAG in der Praxis?

Die ARAG bietet ein Online-Formular, über das der Vertrag im PDF-Format hochgeladen werden kann (s. Video unten). Der Kunde notiert dazu seine Versicherungsnummer und seine Fragen. Der Fall wird nun von der ARAG an einen kooperierenden Rechtsanwalt weitergeleitet. Der Kunde erhält die Antwort per Mail. Die Rechnung geht sowohl an ARAG und den Kunden, der nur dann selber etwas direkt an den Rechtsanwalt zahlen muss, wenn die 100 Euro Höchstbetrag überschritten wurden. Der ARAG-Kunde ist den Angaben zufolge aber nicht verpflichtet, das Online-Formular zu verwenden. Er habe die freie Wahl des Rechtsanwaltes, könne also auch den Vertragscheck von seinem bisherigen Rechtsanwalt durchführen lassen. Für seine Vertragsprüfung übernimmt der Rechtsanwalt laut ARAG die volle Haftung. Hat er etwas übersehen, kann der Kunde später gegebenenfalls Schadenersatz verlangen.

Was kostet JuraCheck, was JuraCheck Plus?

Für JuraCheck zahlt ein Alleinstehender 84,15 Euro im Jahr, eine Familie 99 Euro (Ehegatte und Kinder sind dann mitversichert). Beim Plus-Tarif sind es 254,15 und 299,00 Euro Jahresbeitrag. Selbstbeteiligungen sind nicht vorgesehen. Deutlich günstiger wird es, wenn bei der ARAG gleichzeitig eine „Aktiv-Rechtsschutzversicherung“ besteht, egal ob Basis, Komfort oder Premium. Die Prämien: 58,65 oder 69,00 Euro für JuraCheck sowie 135,15 oder 159,00 Euro für JuraCheck Plus.

Mein Fazit zu JuraCheck

Die Idee von JuraCheck finde ich gut, denn mit Rechtsstreitigkeiten ist es wie mit dem Zahnarzt: Vorsorgen ist besser als heilen. Selbst wenn man einen Rechtsstreit am Ende gewinnt, hat man zumindest viel Lebensfreude in der Zwischenzeit verloren (ich spreche da aus eigener Erfahrung). Besser ist es, man weiß vorher genau, worauf man sich vertraglich einlässt, und vermeidet Streitereien.

Allerdings wäre mir der Preis für die reinen Check-Leistungen zu hoch. Denn selbst wenn ich jedes Jahr einen Vertrag überprüfen lasse, habe ich von den Check-Leistungen allein noch nicht viel. Die Prämie entspricht fast der maximalen Erstattung. Dann kann ich auch den Rechtsanwalt selber zahlen. Und wer hat als Privatperson schon 2 oder 3 neue Verträge pro Jahr, die wirklich von Gewicht sind? Auch eine Erstberatung beim Anwalt (rund 200 Euro) lässt sich aus eigener Tasche zahlen, wenn man in fast gleicher Höhe Prämie spart.

Die Prämien lassen sich jedoch rechtfertigen, wenn man das Gesamtpaket sieht. Neben Zugriff auf Online-Rechtsservice (z.B. mit vielen Musterbriefen) ist für mich besonders sinnvoll das 24-Stunden-Anwalts-Telefon JuraTel (kostet als eigenständiger Vertrag 56 Euro im Jahr). Der Kunde erhält so eine juristische Grundversorgung, die m.E. ihn souveräner im Rechtsalltag macht – jedenfalls dann, wenn es ein Verbraucher ist, der generell nicht alles hinnimmt, was ihm vorgesetzt und vorgelegt wird.

ARAG JuraCheck im Video: So läuft die Vertragsprüfung

 

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5 Gedanken zu „ARAG JuraCheck: Das Kleingedruckte im Check

  1. Hansdampf Antworten

    Ich finde das hört sich sehr nützlich an. Ich hatte schon öfter die Situation, dass ich mir bei Verträgen unsicher war und gerne einen Anwalt dazu gefragt hätte. Aber die Hürde ist doch ziemlich hoch, damit zu einem Anwalt zu gehen und gleich ein paar Hundert Euro auf den Tisch zu legen.

  2. Jakob Muziol Antworten

    Hallo Herr Kunze, vielen Dank für die praktischen Anregungen in Ihrem Video! Wir haben diese gerne aufgegriffen und bereits auf den entsprechenden Seiten der JuraCheck-Services umgesetzt.

    Jakob Muziol
    Konzernkommunikation/Marketing
    ARAG SE

  3. RA PAbst Antworten

    Ohne dieses Produkt als gut oder schlecht bewerten zu wollen, möchte ich auf folgenden Aspekt hinweisen: Für eine Vergütung von Euro 100 ist eine Vertragsprüfung am freien Markt in der Regel nicht zu bekommen. Angesichts des zeitlichen Aufwands und der mit der Prüfung verbunden Haftung einer muss ein vernünftig kalkulierender Anwalt hier ein Stundenhonorar von mindestens Euro 150 netto ansetzen. Je nach Umfang der Prüfung kommen hier leicht realistische Kosten zwischen 500 und 1500 Euro zusammen.

    Dies bedeutet, man wird den von der ARAG "empfohlenen" RA beauftragen, der sich dann vermutlich gegenüber dem Versicherer verpflichtet hat, die Prüfung für eine Vergütung von EUR 100 brutto (= Euro 84 netto!) durchzuführen. Ich wage zu bezweifeln, dass dafür eine sehr umfangreiche Prüfung durchgeführt werden kann.

    Lohnend scheint die Geschichte bei einem teuren Vertrag (z.B. Anstellungsvertrag eines Vorstands mit Gehalt über EUR 100.000, Ankauf eines Bildes für Eur 250.000 etc.), weil man hier den in voller Höhe haftenden Rechtsanwalt für 100 Euro Vergütung beauftragen kann.

    RA Axel Pabst

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