Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) hat die Betrugsmaschen von Kriminellen auf ein neues Niveau gehoben. Sogenannte Schockanrufe, bei denen die Stimmen von Angehörigen täuschend echt imitiert werden („Mama, ich hatte einen Unfall. Ich brauche sofort Geld“), stellen eine wachsende Bedrohung dar, berichtet der Bankenverband. Dieser Ratgeber beleuchtet die Funktionsweise dieser Betrugsform und gibt praktische Tipps, wie Sie sich und Ihre Familie schützen können.
Was sind Schockanrufe mit KI?
Schockanrufe mit KI sind eine Form des Betrugs, bei der Kriminelle künstliche Intelligenz einsetzen, um die Stimmen von Familienmitgliedern oder Freunden täuschend echt nachzubilden. Ziel ist, die Opfer durch eine vorgetäuschte Notlage zu schnellen Geldüberweisungen zu drängen. Diese Masche nutzt den Überraschungseffekt und die emotionale Bindung, um sofortiges Handeln zu erzwingen.
Wie funktioniert die Stimmenfälschung mittels KI?
Betrüger nutzen KI-gestützte Stimmenfälschung, um die Stimmen von Angehörigen zu imitieren. Dafür werden oft nur wenige Minuten Audiomaterial benötigt, das beispielsweise durch Schadsoftware von Smartphones oder Tablets abgegriffen wird. Auch öffentlich zugängliche Sprachaufnahmen aus sozialen Medien oder Sprachnachrichten in Messenger-Diensten können für das Training der KI-Anwendungen missbraucht werden. Die KI analysiert die Sprachmuster und erzeugt daraus eine synthetische Stimme, die der Originalstimme zum Verwechseln ähnlich ist.
Welche weiteren KI-Technologien werden bei diesen Betrugsmaschen eingesetzt?
Neben der Stimmenfälschung können auch Deepfake-Videos und -Bilder verwendet werden, um die Illusion einer Notlage zu verstärken. Kriminelle nutzen KI, um Mimik und Gestik zu fälschen, indem sie beispielsweise Videoaufnahmen als Vorlage verwenden und lippensynchron aufbereiten. Junge Menschen werden zudem oft über soziale Netzwerke kontaktiert, wobei KI-generierte Profile verwendet werden, um Vertrauen aufzubauen.
Wer ist von dieser Betrugsmasche betroffen?
Diese Betrugsmasche betrifft nicht nur ältere Menschen, sondern zunehmend auch junge Erwachsene. Die Kriminellen passen ihre Methoden an die jeweiligen Zielgruppen an. Die psychologischen Auswirkungen solcher Anrufe können erheblichen Stress verursachen, selbst wenn die Opfer nicht auf die Täuschung hereinfallen.
Welche Warnungen gibt es von offiziellen Stellen?
Landeskriminalämter und Verbraucherzentralen warnen verstärkt vor diesen neuen Formen der Kriminalität. Das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz warnte im Oktober 2025 vor einer Zunahme von Betrugsfällen, bei denen KI eingesetzt wird, um Opfer zu täuschen. Auch die Verbraucherzentrale Bremen hat im Februar 2024 vor Schockanrufen mit Künstlicher Intelligenz gewarnt.
Wie können Kriminelle an die Stimmen für das KI-Training gelangen?
Kriminelle können auf verschiedene Weisen an Stimmenmaterial gelangen. Dazu gehören Schadsoftware, die sich Zugang zu Smartphones oder Tablets verschafft und Gespräche aufzeichnet, sowie öffentlich zugängliche Aufnahmen auf Social-Media-Plattformen oder Sprachnachrichten in Messenger-Diensten. Für das Training von KI-Systemen sind oft nur wenige Minuten Audiomaterial im Original ausreichend.
Welche Schutzmaßnahmen kann ich ergreifen?
Ein erster Schritt ist, sich über die aktuellen Betrugsmaschen informiert zu halten. Seien Sie misstrauisch bei ungewöhnlichen Anrufen oder Nachrichten. Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen. Rufen Sie den vermeintlichen Anrufer unter der Ihnen bekannten Nummer zurück.
Welche technischen Hilfsmittel können beim Schutz helfen?
Immer mehr Smartphones bieten die Möglichkeit, Anrufe von unbekannten Nummern vor dem Abheben zu identifizieren. Das Gerät fordert den Anrufer dann auf, seinen Namen und den Grund des Anrufs anzugeben. Diese Informationen werden auf dem Bildschirm angezeigt, sodass Sie entscheiden können, ob Sie den Anruf annehmen oder ablehnen möchten.
Was ist ein “Familienpasswort” und wie hilft es?
Ein Familienpasswort ist ein Codewort, das jedes Familienmitglied kennt und das am Telefon abgefragt werden kann, um die Identität des Anrufers zu überprüfen. “Alternativ kann auch eine Frage gestellt werden, die der Anrufer nur beantworten kann, wenn er tatsächlich das betreffende Familienmitglied ist,” so Kathleen Altmann vom Bankenverband. Dies schafft eine zusätzliche Sicherheitsebene gegen KI-gestützte Stimmenfälschungen.
Was sollte ich tun, wenn ich einen verdächtigen Anruf erhalte?
Achten Sie auf kleine Unstimmigkeiten in der Stimme oder abgehackte Wörter. Achten Sie auch auf individuelle Besonderheiten in der Aussprache, wie einen bestimmten Dialekt, Akzent oder Wörter, die die Ihnen bekannte Person üblicherweise verwendet oder eben nicht. Überprüfen Sie die Identität des Anrufers über eine bekannte Nummer. Notieren Sie Datum, Uhrzeit und Umstände des Anrufs und erstatten Sie gegebenenfalls eine Strafanzeige bei der Polizei.