Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) möchte die Potenziale des Aktienmarkts für die private Altersvorsorge öffnen. „Zu viele Menschen in unserem Land sind immer noch skeptisch gegenüber den Chancen, die direkte Investitionen in Wertpapiere bieten“, sagte Lindner kürzlich. Er sieht in einem neuen Altersvorsorgedepot einen „Gamechanger“, der den demografischen Wandel und die schrumpfende Zahl der Beitragszahler abfedern soll.
Riester-Rente wird erweitert und neues Altersvorsorgedepot eingeführt
Ab dem 1. Januar 2026 sollen Bürger zwischen der Riester-Rente und einem privaten Altersvorsorgedepot wählen können. Die Riester-Rente wird dabei erweitert: Neben der bisherigen 100-prozentigen Beitragsgarantie soll es künftig auch eine Variante mit 80-prozentiger Garantie geben. Die 100-prozentige Garantie stellt sicher, dass das eingezahlte Kapital, einschließlich staatlicher Zulagen, unabhängig von
den Kapitalmärkten erhalten bleibt, was jedoch zu konservativen und renditeschwachen Anlagen führt. „Die Riester-Produkte reflektieren die deutsche Mentalität einer absoluten Sicherheit, gewissermaßen Gürtel und Hosenträger zugleich. Dieser Wunsch nach absoluter Sicherheit geht mit zu geringen Renditen Hand in Hand“, erklärte Lindner. Die 80-prozentige Variante ermögliche ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis.
Neues Altersvorsorgedepot bietet mehr Freiheit bei der Anlage
Das private Altersvorsorgedepot soll, ähnlich wie die Riester-Rente, staatlich gefördert werden, bietet jedoch mehr Freiheit bei der Auswahl der Anlageprodukte, allerdings ohne Beitragsgarantie. „Das ist der große Paradigmenwechsel für unser Land“, unterstrich Lindner.
Wer wenig Vorwissen habe, könne sich für ein sicheres Referenzdepot mit Fonds entscheiden, während Mutigere ihre Produkte selbst auswählen könnten. Trotz dieser Freiheit werde im Gesetz eine Positivliste vorgegeben, welche Anlageklassen förderfähig sind – zum Beispiel ETFs oder Schuldverschreibungen.
Auch Einzelaktien sollen möglich sein. Hochrisikoprodukten wie Knock-out-Zertifikaten, kurzlaufende Optionsscheinen und Krypto-Assets erteilte Lindner jedoch eine Absage – diese Produkte seien nicht förderfähig.
Staatliche Förderung für das Altersvorsorgedepot
Für jeden Euro, den die Bürger selbst einzahlen, soll der Staat 20 Cent beisteuern – bis zu einem jährlichen Eigenbetrag von maximal 3.000 Euro. „Der Staat fördert jeden angelegten Euro mit 20 Cent bis zu einer Größenordnung von 3.000 Euro im Jahr“, erläuterte Lindner. Maximal könnten Sparer somit jährlich 600 Euro zusätzlich für ihre Altersvorsorge erhalten. Alle Erträge im Depot blieben dabei steuerfrei, sagte Lindner. „So kann der Zinseszinseffekt über Jahrzehnte voll wirken. Erst bei der Auszahlung im Alter wird wie bei der gesetzlichen Rente Steuer fällig.“
Experten rechnen mit hohen Renditen
Über die lange Zeit könnten Millionen Menschen so erhebliches Vorsorgekapital aufbauen, argumentierte Lindner. „Experten haben errechnet, dass man nach 40 Jahren sogar Millionär sein kann, wenn man 250 Euro im Monat spart und damit die staatliche Förderung voll ausnutzt.“ Lindner plant, das Gesetz noch in diesem Jahr zu verabschieden und es bis 2026 zu realisieren. Lindner räumte jedoch ein, dass nicht alles bis zum 1. Januar 2026 vollständig umgesetzt sein werde, insbesondere die Vergleichsplattform für die zertifizierten Produkte benötige mehr Vorlaufzeit.
Reform der privaten Altersvorsorge
Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP hat sich eine Reform der privaten Altersvorsorge vorgenommen. Bislang fördert der Staat private Altersvorsorge insbesondere über die sogenannte Riester-Rente. Diese ist aber kein Erfolgsmodell und steht in der Kritik.
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