Chinesische Schnäppchen-App Temu: Was man wissen sollte

Die chinesische Shopping-App Temu gewinnt zunehmend an Bedeutung, da sie zahlreiche Schnäppchen-Angebote bietet. Doch die Bundesregierung und Verbraucherschützer warnen vor Risiken bei Temu. Die Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) prüft rechtliche Schritte gegen Temu, weil die App ihre Kunden angeblich mit willkürlichen Rabatten und manipulativen Designs verwirrt.

Temu bietet Rabatte von bis zu 90 Prozent an, aber Kunden sollten sich vor Kauf informieren, auch Bewertungen anderer Kunden kritisch prüfen und auf das zugelassene CE-Zeichen achten. Lieferzeiten können bei Ware von Händlern aus Fernost sehr lang sein.

Verbraucherzentrale rät: Bei Temu nicht per Vorkasse zahlen

Die Verbraucherzentrale gibt Tipps für Temu-Kunden, um sicherzustellen, dass aus dem Schnäppchen keine Kostenfalle oder ein Reinfall wird. Dazu gehören, sich über geltende Zollbestimmungen zu informieren und nicht per Vorkasse zu zahlen.

  1. Informieren Sie sich über die Zollbestimmungen, wenn Sie bei Händlern außerhalb der EU bestellen. Sonst müssen Sie eventuell zusätzliche Steuern und Zölle bezahlen.
  2. Bezahlen Sie nach Möglichkeit nicht im Voraus, sondern erst wenn die Ware bei Ihnen angekommen ist.
  3. Achten Sie bei elektronischen Geräten darauf, dass sie das CE-Zeichen haben, das die Zulassung in Europa bestätigt.
  4. Passen Sie die App-Einstellungen an, indem Sie Push-Nachrichten ausschalten, den Newsletter abbestellen oder Werbe-SMS mit STOP beantworten.
  5. Wer seine Daten schützen möchte, sollte das Standorttracking deaktivieren und kein Single-Sign-On nutzen.

Handelsexperten warnen auch vor anderen Plattformen wie Shein und AliExpress, bei denen Kunden sich nicht von extrem günstigen Angeboten blenden lassen sollten. Professor Bastian Popp, Hochschullehrer und Leiter des Instituts für Handel & Internationales Marketing (Hima) an der Universität des Saarlandes, erklärt, dass die Firmen direkt aus China liefern und auf Zwischenhändler, Logistikzentren und Warenhäuser verzichten. “In China wiederum ist man sehr effizient aufgestellt und angeschlossene Händler und Hersteller sind in der Lage sehr schnell und preisgünstig zu liefern.” Da für die meisten Produkte der Warenwert unter 150 Euro liegt, fallen zudem keine Zollgebühren an.

Der Warenwert, unter dem keine Zollgebühren anfallen, beträgt 150 Euro. Ab einem Warenwert von 5,26 Euro fallen Einfuhrumsatzsteuern und Verbrauchssteuern an.

Temu selbst sagt, dass sie sicherstellen, dass keine zusätzlichen Zollgebühren anfallen werden, aber Kunden sollten sich trotzdem informieren.

Die Plattform funktioniert wie ein Marktplatz, auf dem Dritthersteller Produkte anbieten. Dies kann zu langen Lieferzeiten führen. Kunden sollten sich auch bewusst sein, dass sie keinen Vertrag mit Temu selbst ein, sondern nur mit dem Dritthersteller. Dies kann es schwierig machen, den eigentlichen Anbieter zu erreichen.

Verbotene Produkte

Es gibt auf Temu auch verbotene Produkte, wie Produkt-Plagiate, die in Deutschland nicht erlaubt sind. Temu entfernt Fälschungen und verbotene Gegenstände von der Plattform, aber es kann schwierig sein, diese zu erkennen. Kunden sollten daher vorsichtig sein, wenn sie auf Temu bestellen, und keine kostspieligen Produkte kaufen.

CE-Siegel

Produkte auf Temu haben möglicherweise kein oder ein gefälschtes CE-Siegel, was eine erhöhte Brandgefahr bedeutet. Kunden sollten sich daher vor dem Kauf informieren, ob das Produkt ein gültiges CE-Siegel hat.

Kundendienst

Der Kundendienst von Temu ist nicht deutschsprachig, was es schwierig macht, das Recht als Käufer durchzusetzen. Kunden sollten sich daher vor dem Kauf informieren, wie sie im Falle eines Problems Kontakt mit dem Kundendienst aufnehmen können.

Die Verbraucherzentrale prüft, ob eine Klage gegen Temu eingereicht werden soll, weil die Plattform ihre potenziellen Kunden mit willkürlichen Rabatten und manipulativen Designs verwirrt. Temu reagierte auf die Anschuldigungen der Verbraucherschützer und will sicherstellen, dass ihre Praktiken fair sind. “Wir begrüßen die Möglichkeit, mit Verbrauchergruppen zusammenzuarbeiten, um die Transparenz zu verbessern und unsere Plattform an die lokalen Präferenzen anzupassen”, sagt eine Temu-Sprecherin.

Handelsexperten aus dem Saarland blicken mit Skepsis auf die chinesischen Online-Versandhändler Temu und Shein, weil Qualität und Sicherheit bei deren Billig-Produkten nicht gegeben sind. Die Verbraucherzentrale Saarland warnt vor schlechter Qualität und -sicherheit. “Wenn Kopfhörer für drei Euro, eine Smartwatch für gerade mal 16 Euro und Wanderschuhe für elf Euro angeboten werden, so sollte man hellhörig werden”, warnt Berater Elif Tanto, Experte für Verbraucherrecht. “Diese Preise können nur zu Lasten der Produktqualität und -sicherheit gehen.”

Temu: Viel Kritik von anderen Händlern

  • Die Otto Austria Group kritisiert die Machenschaften von Temu scharf und wirft dem chinesischen Konkurrenten Betrug vor. “Wir scheuen nicht den Wettbewerb, aber die Rahmenbedingungen sind unfair. Was sich diese Anbieter leisten, ist systematischer Betrug”, sagt Harald Gutschi, Chef der Otto Austria Group.
  • Andreas Müller, Präsident des Bundesverbandes Onlinehandel (BVOH) und Inhaber des Elektroprodukte-Versenders Deltatecc (Saarlouis), kritisiert, dass Gesetze nicht eingehalten werden und diese damit eine deutlich niedrigere Kostenstruktur haben als hiesige Händler, die sich an alle Standards halten.
  • “Wer hierzulande Waren anbietet und verkauft, muss sich auch an unsere Regeln und Gesetze halten. Die heimischen Handelsunternehmen investieren viel Geld in die Einhaltung von Umwelt- sowie Verbraucherschutzauflagen”, sagt Stephan Tromp, stellvertretender HDE-Hauptgeschäftsführer.

Die Bundesregierung will auf eine verschärfte Marktüberwachung und eine Reform der Zollverfahren drängen, um fairen Wettbewerb sicherzustellen.

 

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