Geldlehrer-Verein Deutschland – eher eine Gelddruck-Maschine

Ehrenamtlich, Verein: Es gibt Wörter, die schalten offenbar bei Journalisten jegliches Kritik- und Denkvermögen aus, etwa bei Journalisten des ZDF, das eine rührige Sendung über den Verein “Geldlehrer Deutschland” veröffentlicht hat.

Da gibt es also gute Menschen, im Hauptberuf “freiberufliche Finanzberater”, die ehrenamtlich, ja ehrenamtlich in die Schulen gehen und Schüler über Finanzen unterrichten. Das findet das ZDF super und denkt vermutlich, das sei so eine Art Diakonie für mehr Nächstenliebe im Finanzgewerbe.

Finanzvermittler als Geldlehrer

Bei Geldlehrer Deutschland e.V. geht es tatsächlich um Geld, um richtig viel Geld sogar. M.E. vor allem um das eigene Geld. Das zeigt ein Blick auf die Homepage des Vereins http://www.geldlehrer.de (die ich hier bewusst nicht verlinke). Gar nicht so gemeinnützig, sondern eher nach Gelddruck-Maschine klingen die Preisbeispiele für Seminare, die Geldlehrer offenbar absolvieren müssen, um unterrichten zu dürfen. Denn in der Satzung des Vereins Geldlehrer steht:

Darüber hinaus zeichnet sich ein aktives Vereinsmitglied dadurch aus, dass es die Ausbildung zum Geldlehrer und die anschließende Überprüfung mit Erfolg bestanden hat und dann aktiv an Schulen oder ähnlichen Institutionen unentgeltlich Geldunterricht im Namen des Vereins gestaltet.

Preisbeispiele des Geldlehrer-Vereins:

Geldlehrer Deutschland
Sreenshot Geldlehrer Deutschland

2.900 Euro für zwei Tage Seminar. Das sind große Beträge, aber bei Seminaren im Finanzgewerbe keineswegs ungewöhnliche Beträge. Als Föderer des Vereins und zugleich als einer der Geldlehrer wird Bernd W. Klöckner (BWK) genannt, Anbieter von schmissigen Verkaufstrainings und sonstigen Lehrveranstaltungen für die Finanzbranche. Er wirbt mit Botschaften wie “80.000 Euro mehr Abschlussprovision in nur sechs Wochen” und entsprechend tarifiert er seine Angebote für Finanzverkäufer.

Geldlehrer Provisionen
Sreenshot BWK

Preisbeispiele des Geldlehrers Bernd W. Klöckner:

Geldlehrer
Screenshot Klöckner

Der als Dozent erwähnte Grischa Schulz ist übrigens jener nette Geldlehrer aus dem ZDF-Filmchen, zugleich 1.Vorsitzender des Geldlehrer-Vereins.

Geldlehrer Verein
Sreenshot Geldlehrer Deutschland

Es wäre schon ein fortgeschrittenes Stadium von Journalismus, wenn ein ZDF-Mitarbeiter überlegen würde, warum ausgerechnet Hohepriester der Provisionsmaximierung einen Geldlehrer-Verein aufbauen und in die Schule drängen.

Zumindest aber wäre es eine Überlegung wert gewesen, was die “ehrenamtlichen Geldlehrer” dazu bewegt, mehrere Tausend Euro für Schulungen zu bezahlen, um dann gratis vor Schülern etwas über Finanzen erzählen zu dürfen. Ich gebe mal drei mögliche Antworten zur Auswahl:

  • a) Weil sie einfach durch und durch gute Menschen sind.
  • b) Weil sie scharf auf die Kontakte zu Schulabsolventen sind, denen sich in Kürze Bausparträge, Riester-Renten sowie Berufsunfähigkeitsversicherungen verkaufen lassen.
  • c) Weil sie gerne mal im ZDF erwähnt werden möchten.

Nachtrag: Ich bin Lehrer

Zu Geldlehrer Deutschland e.V.habe ich eine Zuschrift erhalten. Der Verfasser gibt an, er sei Lehrer einer Schule, die Erfahrung mit dem Geldlehrer-Verein hat, weil dort ein Geldlehrer bereits unterrichtet hat. Sollte es sich bei dem Verfasser tatsächlich um einen Lehrer handeln, würde es mich auch nicht wundern, dass an dieser Schule ein Geldlehrer unterrichten durfte. Der Originaltext:

Hallo Herr Kunze,
mit Interessse habe ich ihren Bericht zum Geldlehrer Verein gelesen. ich bin lehrer einer Schule bei der ein Geldlehrer einen Untericht durchgeführt hat. Ich habe nach ihrer Pressemittelung sofort mit dem Vorstand des vereins gesprochen. Hier musste ich erfahren das Sie keinen Kontakt zum Verein aufgenommen haben. Woher habe Sie ihre Informationen und mit wem haben Sie gesprochen. Wir überlegen mit unserer Schule eine Gegendarstellung zu bringen.
Bitte nennen Sie uns den Ansprechpartner vom Verein mit dem Sie gesprochen haben.
Mit Freundlichen Grüßen

Ein toller Text – dazu eine tolle Aktion: Wer mindestens 10 Rechtschreibfehler findet, gewinnt eine Gratis-Teilnahme in einem meiner beliebten Power-Intensiv-Seminare “Deutsch für Finanzverkäufer – in nur sechs Wochen Fehler um 150 Prozent reduzieren!”

Die Geldlehrer-Verein-Zuschrift eines Finblog-Lesers:

Ein Geldlehrer-Kenner schreibt zum Geldlehrer-Bericht im Finblog
Ein Geldlehrer-Kenner schreibt zum Geldlehrer-Bericht im Finblog

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5 Gedanken zu „Geldlehrer-Verein Deutschland – eher eine Gelddruck-Maschine

  1. M.S. Antworten

    Toll! Wenn die Ausbildung 29€ kosten würde, dann hätten wir endlich das Heer von qualifizierten Fachleuten im Bereich Geld und Geldvermehrung!
    Und die Politik hat das Thema Generationenvertrag Rente und Pflege und und und unentgeltlich geregelt bekommen 😉 ? ! Mensch, lieber rechtzeitig den Anstoß geben als nie!
    Noch ein Thema um das sich Eltern nicht mehr sorgen müssen!

  2. Christoph Repp Antworten

    mmmhhh – wie immer sind alle Artikel sowie deren Kommentare kritisch zu sehen/lesen.
    Wer ist der Verfasser, in wie weit hat er recherchiert und ist das was er sagt zu verallgemeinern.
    Nehmen wir das Wort Finanzjournalist der Verfassers – wer hat diesen Titel vergeben und auf welcher Basis? Nicht übel nehmen Herr Kunze. Ich meine damit nur, dass es immer 2 Seiten/Meinungen gint und die Wahrheit oft in der Mitte liegt.
    Ich, meinerseits werde mich wahrscheinlich für den Geldlehrer anmelden. Warum? Das kann ich genau sagen. Von Ihren Antworten treffen generell alle 3 zu.
    a) mir geht es in meinem Beruf als Versicherungsmakler extrem quer, wieviel unglaublich schlechte Beratungen (wenn man es denn so nennen darf) ich fast täglich sehe (leider vorwiegend von Banken) – ich will da in der Tat Abhilfe schaffen
    b) natürlich werde ich mich nicht wehren, wenn mich spätere Absolventen oder auch deren Eltern um Rat und Beratung fragen – warum auch? Ist das etwas Verwerfliches? Und warum sollte sie dann unbedingt etwas "verkauft" bekommen?
    c) Ein Auftritt im ZDF muss es nicht gleich sein – aber machen wir uns doch nichts vor (und Sie doch bitte auch nicht). Wir leben von Werbung und Empfehlung über unsere Arbeit und Person. Ist also auch dies etwas Verwerfliches? "Tue Gutes und rede darüber"- kennen Sie doch sicher auch… WARUM NICHT?
    Zu Ihren restlichen "Vorwürfen" kann ich leider nichts sagen, da ich die Herren und Hintergründe nicht kenne. Ja, es ist teuer – aber wie Sie schon sagen: ein normaler Preis in der Branche. Auch hier meine Frage – ist es dann etwas moralisch Unzumutbares, wenn jeder vorab darüber informiert wird und es nicht Kleingedrucktes gibt?

    Lieber Herr Kunze.
    wie so oft in den Medien, wissen leider viele dort beheimateten Fachleute nicht die Macht und den Einfluss richtig einzusetzen. Es werden – wie in Ihrem Bericht – Fakten dargestellt, um diese aber direkt in eine vorgefasste Richtung zu lenken.
    Dies hat nichts mit neutrales Berichterstattung zu tun und ich persönlich finde DIES leider moralisch recht zweifelhaft.
    Mit freundlichen Grüßen
    Christoph Repp

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