Viele Versicherungen lassen sich heutzutage bequem online oder per App abschließen. Oftmals verbirgt sich hinter dem Angebot jedoch ein Geschäftsmodell namens White-Labeling oder Insurance-as-a-Service. Doch was bedeutet das für Verbraucher und welche Risiken sind damit verbunden?
Was ist eine White-Label-Versicherung?
Bei White-Label-Versicherungen konzipieren Versicherer Produkte als Dienstleistung für Partner-Unternehmen (“insurance-as-a-service”). Diese Partner-Unternehmen vermarkten die Verträge unter ihrem eigenen Namen (“white label”), ohne dass der eigentliche Versicherer im Vordergrund steht. Der Versicherer im Hintergrund, der sogenannte Risikoträger, übernimmt das finanzielle Risiko.
Wie erkennt man eine White-Label-Versicherung?
Auf Webseiten oder in Apps finden sich oft Hinweise auf den Versicherer im Hintergrund, meist im Kleingedruckten, im Impressum oder in den FAQs. Ganz sicher gehen Sie, wenn Sie die Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB), den Versicherungsantrag oder den Versicherungsschein prüfen. Ist der Risikoträger nicht das Unternehmen, unter dessen Marke die Police vermarktet wird, handelt es sich um White-Labeling.
Welche Arten von Versicherungen werden als White-Label angeboten?
In der Regel handelt es sich um Produkte, die anhand weniger Angaben kalkuliert werden können, wie Tierversicherungen, Fahrradversicherungen, Hausratversicherungen oder freiwillige Sachversicherungen. Seltener sind Pflichtversicherungen wie die Kfz-Haftpflicht oder Kranken-Zusatzversicherungen.
Welche Vorteile bieten White-Label-Versicherungen?
White-Label-Versicherungen ermöglichen es Unternehmen, schnell und kostengünstig Versicherungsprodukte anzubieten, ohne eine eigene Produktentwicklung durchführen zu müssen. Sie können sich auf Vertrieb und Kundenbetreuung konzentrieren, während der Risikoträger die technische und administrative Infrastruktur bereitstellt.
Welche Risiken sind mit White-Label-Versicherungen verbunden?
- Unklare Zuständigkeiten: Es kann schwierig sein, abzugrenzen, wofür das Partner-Unternehmen und wofür der Versicherer zuständig ist, insbesondere bei Beschwerden. Es ist ratsam, sich immer an beide Vertragspartner zu wenden.
- Abhängigkeit von zwei Unternehmen: Die Servicequalität und die Bearbeitung von Versicherungsfällen hängen von beiden Unternehmen ab. Im Schadensfall ist jedoch allein der Versicherer als Risikoträger verantwortlich.
- Datenschutz: Da zwei Unternehmen beteiligt sind, müssen deren Systeme miteinander verknüpft werden, was das Risiko von Sicherheitslücken und Datenverletzungen erhöhen kann. Achten Sie darauf, zu welchem Zweck Ihre Daten genutzt werden sollen und willigen Sie nur ein, wenn Sie tatsächlich einverstanden sind.
Beispiel Element Insurance AG
Ein aktuelles Beispiel für die Risiken von White-Label-Versicherungen ist die Insolvenz der Element Insurance AG. Das Berliner Insurtech stellte als White-Label-Versicherer Policen für verschiedene Partner-Betriebe bereit. Rund 400.000 Versicherte sind betroffen, da Element nicht mehr in der Lage ist, Schadensfälle zu regulieren. Betroffene sollten dringend einen neuen Versicherer suchen und ihre Forderungen im Insolvenzverfahren anmelden.
Was sollten Verbraucher beachten?
- Vergleichen lohnt sich: Vergleichen Sie Versicherungsleistungen, Risikobeschränkungen und das Preis-Leistungs-Verhältnis verschiedener Produkte, auch traditioneller und White-Label-Produkte.
- Bedingungen und Ausschlüsse prüfen: Achten Sie nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die Bedingungen und Ausschlüsse in Bezug auf den Versicherungsschutz.
- Beratung einfordern: Scheuen Sie sich nicht, beim Kundenservice eine Beratung einzufordern und nach dem Versicherer zu fragen.
- Unterlagen prüfen: Taucht in Ihren Versicherungsunterlagen der Name Element Insurance AG auf, ist Ihr Versicherungsschutz möglicherweise gefährdet.
- Neuen Vertrag abschließen: Sind Sie bei einem Kooperationspartner der Element versichert, sollten Sie bereits jetzt einen neuen Vertrag bei einem anderen Versicherer abschließen.