MPC Lebens-Versicherungsfonds: Was Anleger bei Verlusten tun sollten (Gastbeitrag)

MPC-Lebensversicherungsfonds von MPC Capital , etwa der MPC Rendite-Fonds Leben plus, sollten für Anleger gute Rendite mit hoher Sicherheit bringen – ähnlich wie eine Lebensversicherung selbst. Doch nun drohen dreistellige Millionenverluste. In einem Gastbeitrag beschreibt  Anleger-Anwalt Jens-Peter Gieschen von der Kanzlei KWAG hier, welche MPC-Anleger wie Schadenersatz für Lebensversicherungsfonds geltend machen können und was bei der Verjährung zu beachten ist:

Hamburg am 30. November 2012. Rund 350 Anleger haben sich getroffen, und ihnen ist nicht ganz wohl. Sie kommen vor allem aus Deutschland, vereinzelt auch aus Österreich. Und sie alle hatten sich, wie weitere mehr als 20.000 Investoren, in den vergangenen Jahren an insgesamt rund einem Dutzend Lebensversicherungsfonds des Hamburger Anbieters MPC Capital mit nach unseren Schätzungen rund 700 Millionen Euro Eigenkapital beteiligt.

In was haben Fonds wie MPC Rendite-Fonds Leben plus Anleger-Geld investiert?

Die Geschlossenen Fonds, die Bezeichnungen tragen wie „MPC Rendite-Fonds Leben plus“ oder „MPC Rendite-Fonds Britische Leben plus“, sollten durch den Ankauf gebrauchter Lebensversicherungen und vereinzelt auch mit deren Weiterverkauf auf Dauer Renditen von spürbar mehr als fünf Prozent im Jahresschnitt für ihre Anleger einfahren.

Tun sie aber nicht und werden es wohl auch in den nächsten Jahren nicht tun, wie ich glaube. Je nach Fondsgesellschaft werden die Investoren nach heutigem Stand höchstens 60 bis 90 Prozent ihres Kapitaleinsatzes zurückerhalten. Da viele dieser Lebensversicherungsfonds noch einige Jahre laufen werden, könnten sich die Verluste noch ausweiten.

Was sind die Gründe für die Krise bei den MPC Lebensversicherungsfonds ?

Ich sehe die Verantwortung dafür, dass die Lebensversicherungsfonds insbesondere von MPC Capital für Investoren zu einem denkbar schlechten Geschäft werden, weniger bei MPC selbst. Denn dort wird offenbar viel unternommen, um die Verluste einzudämmen – etwa durch die Verringerung der Verwaltungskosten und indem mit den fremdfinanzierenden Banken über die Senkung der Zinsen verhandelt wird.

Die Begründung des Fondsinitiators MPC für die wirtschaftlich schlechte Entwicklung der Beteiligungen ist plausibel. Entscheidend sei die seit Jahren rückläufige laufende Verzinsung bei den Lebensversicherungspolicen. So sei im Jahr 2012 die durchschnittliche laufende Verzinsung von Lebensversicherungen von 4,05 im Jahr 2011 auf nur noch 3,91 Prozent gesunken. Von einer schnellen Erholung der Überschussbeteiligung sei derzeit nicht auszugehen. Ich erwarte, dass sich der Abwärtstrend bei der Policen-Verzinsung auch in den nächsten Jahren fortsetzt.

Von wem wurden MPC-Lebensversicherungsfonds  vermittelt?

Aber wer trägt die Verantwortung dafür, dass zehntausende Investoren vielleicht nur die Hälfte ihres Einsatzes zurückbekommen? Von einer – wie prognostiziert – sehr guten Verzinsung ganz zu schweigen. Zumindest für mich ist die Sache klar. Denn verantwortlich sind in der Hauptsache die Banken, die bei der Beratung ihrer Kunden schlechte Arbeit abgeliefert haben, weil sie vor allem die hohen Provisionen im Sinn hatten und nicht die Bedürfnisse ihrer Kunden. Die MPC-Lebensversicherungfonds in Deutschland sind vor allem von der Commerzbank und den Sparkassen vertrieben worden. Überdies hatte MPC Capital auch zwei Spezialfonds aufgelegt, die exklusiv über die Hamburger Sparkasse oder. die Stadtsparkasse KölnBonn verkauft wurden.

Hilft das Kick-back-Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH) bei Lebensversicherungsfonds?

Fehlerhafte Anlageberatung, die zum Schadenersatz für den Bank- oder Sparkassenkunden führen kann, liegt oft vor, falls der Berater dem Anleger nachweislich verschwieg, dass das Institut für die erfolgreiche Vermittlung der Fondsbeteiligung eine Rückvergütung, auch Kick-back genannt, des Fondsanbieters erhalten hat. Nach dem grundlegenden Kick-back-Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom 20. Januar 2009 müssen Banken und Sparkassen ihre Kunden über den Erhalt solcher Rückvergütungen informieren (Az.: XI ZR 510/07).

Bei der Veranstaltung Ende November im Hamburg, an der ich in Vertretung von rund 260 KWAG-Mandaten teilgenommen habe, wurden die Investoren darüber informiert, dass der Vertrieb eine – je nach Fonds – Rückvergütung zwischen sieben und neun Prozent erhalten hat. Zusätzlich zum Ausgabeaufschlag von fünf Prozent der Investitionssumme.

Wann verjähren mögliche Schadenersatzansprüche bei MPC Lebensversicherungsfonds ?

Doch selbst wenn Investoren zu diesen Lebensversicherungsfonds von ihren Banken oder Sparkassen nachweislich falsch beraten wurden – eine Garantie auf die erfolgreiche Durchsetzung von Schadenersatzansprüchen vor Gericht gibt es – leider – nicht. Hintergrund: Einige MPC-Lebensversicherungsfonds sind bereits in den Jahren 2002 und 2003 vertrieben worden. Folge: Spätestens im Jahr 2013 verjähren die Schadenersatzansprüche. Bei solchen Sachverhalten gilt nämlich die taggenaue, kenntnisunabhängige zehnjährige Verjährungsfrist. Sobald diese abgelaufen ist, haben Investoren keine Chance mehr, ihre Ansprüche durchzusetzen.

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