Geldlehrer Deutschland: 5 Fragen an den Vorstand

Über den Geldlehrer Deutschland e.V. habe ich im Finblog im November 2011 diesen Beitrag verfasst.

Dass die Geldlehrer darüber nicht erfreut sein würden, war klar. Bis dahin hatte der Verein sehr viel positive “Presse” bekommen. M.E. zu positive, denn zum Journalismus gehört nach meinem Verständnis, auch kritische Fragen zu stellen.

Vom Geldlehrer-Verein kam folgende Reaktion: Grischa Schulz, der erste Vorsitzende, bot an, dass wir uns in Düsseldorf zu einem Gespräch treffen und schickte mir das Schulungsmaterial zu. Von mir bekam er vorab fünf Fragen zum Geldlehrer-Verein gemailt. In Düsseldorf hatten wir dann ein langes, teilweise kontroverses, aber sehr sympathisches Gespräch, zu dem Grischa Schulz seine Kollegin Ruth Watty mitgebracht hatte.

Mitglied des Geldlehrer-Vereins werde ich wohl nicht werden. Wie die Geldlehrer aber mit kritischen Fragen umgeht, verdient Respekt. Hier nun die fünf Fragen (von mir) und Antworten (von Grischa Schulz) zum Geldlehrer-Verein:

Im Hauptberuf sind Sie Honorarberater und bilden Finanzdienstleister aus. Jetzt wollen Sie Schülern helfen, damit sie nicht von Finanzdienstleistern reingelegt werden?

Es gibt Finanzvermittler, die ihre Kunden reinlegen. Entweder aus Unwissenheit oder Absicht. Doch wir reden hier von absoluten Ausnahmen und nicht von der Regel. Mit unserem ehrenamtlichen Geldunterricht an den Schulen helfen wir den Schülern, eine eigene finanzielle Kompetenz zu entwickeln. Somit werden die Schüler in Zukunft bessere Geldentscheidungen treffen, weil sie die Zusammenhänge verstehen. Da wird es für schwarze Schafe schwer in der Zukunft.

Der gesamte Unterricht basiert auf dem Gebrauch eines speziellen Taschenrechners. Sämtliche Berechnungen lassen sich mühelos auch mit Excel oder einer anderen Tabellenkalkulation erledigen. Ist der Geldlehrer-Verein nicht eher eine Werbeaktion für einen Taschenrechner?

Natürlich können Sie diese Berechnungen auch mit anderen Programmen durchführen. Wir haben uns speziell für den BWK-miniMAX entschieden, weil er einfach zu bedienen und sehr schnell erlernbar ist. Excel gibt es seit fast 30 Jahren. Warum hat es dann nicht die Finanzdienstleistungsbranche revolutioniert? Weil ich nicht nur eine Formel brauche, sondern auch die Zusammenhänge verstehen muss. Und hier ist das Zusammenspiel zwischen unserem praxisorientierten Geldunterricht und dem Taschenrechner genau die richtige Mischung. Sie sollten mal im Unterricht erleben, wie viel Spaß es unseren Schülern macht, locker und leicht mit Zahlen zu jonglieren.

Ihre Geldlehrer müssen teure Seminare besuchen und teures Schulmaterial inklusive Taschenrechner erwerben, um unterrichten zu dürfen. Was sehen Sie als Motivation, Tausende Euro zu investieren, um dann kostenlos vor Schülern zu stehen?

Die Investition in eine Geldlehrerausbildung liegt bei 2.900 Euro brutto. Dafür erhält der oder die Geldlehrer/ -in nicht nur eine 2,5 tägige sehr qualifizierte Ausbildung, sondern auch die nötige Unterstützung, um an den Schulen erfolgreich zu arbeiten. Außerdem stellt Geldlehrer Deutschland e.V. das komplette Unterrichtsmaterial zur Verfügung. Unsere Geldlehrer/-innen sind zum Großteil Finanzdienstleister, das bringt die Natur der Sache mit sich, und auch Lehrer, Schuldenberater und Unternehmer.

Die Motivation, die unsere Geldlehrer mitbringen, ist die Vision, unserer Jugend eine finanzielle Kompetenz zu vermitteln, um in Zukunft bessere Geldentscheidungen zu treffen, als auch natürlich durch die öffentliche Wahrnehmung einen Mehrwert zu erzielen. Ich finde gut, dass Sie so kritisch nachfragen und das Haar in der Suppe suchen. Doch schenken Sie auch dem Rest die gebührende Aufmerksamkeit und sehen Sie, was wir Gutes bewirken.

Können Sie als Motivation ausschließen, dass Kontakte zu Schulabsolventen angebahnt werden sollen, denen z.B. nach Ausbildungsbeginn Riester-Renten, Bausparverträge, VL-Verträge und Kfz-Versicherungen verkauft werden sollen?

Ausschließen nein. Mich dafür verbürgen ja. Unsere Geldlehrer lernen den Schülern das Rechnen und vermitteln ihnen die Kompetenz, auch Produkte nachzurechnen und zu beurteilen. Nach unserem Unterricht wissen die Schüler, was für sie und ihre Zukunft die richtige Geldentscheidung ist. Und wenn das eine Versicherung ist oder ein Sparplan, können die Schüler das selbst beurteilen und auch den richtigen Partner finden. Und eins ist mir noch wichtig: Wir unterrichten in den 9. und 10. Klassen. Das bedeutet, die Schüler sind 15 bis 17 Jahre alt und die Eltern tragen noch die Verantwortung für ihre Kinder.

Außerdem halten sich unsere Geldlehrer an unseren Verhaltens- und Ehrenkodex, der unter anderem jegliche direkte oder indirekte Werbung untersagt. Sie sehen, wir setzen hohe Ansprüche an uns. Sie auch mit Leben zu füllen, ist eine unserer Aufgaben.

Wie hoch ist bislang der jährliche Umsatz, der der Geldlehrer-Verein mit Seminaren sowie dem Verkauf von Schulungsmaterial sowie Taschenrechnern erzielt?

Wir sind ein gemeinnütziger Verein. Wir verkaufen das Schulungsmaterial nicht, sondern verschenken es an die Schüler und Schulen. Genaue Zahlen kann ich Ihnen noch nicht nennen, weil gerade unser Jahresabschluss für 2011 gemacht wird. Diese Zahlen werden Sie ja in Kürze auch auf unserer Internetseite finden. Grob haben wir ca. 120.000 Euro umgesetzt. Ca. 55.000 Euro gingen in Schulungsmaterialien, 25.000 Euro für Rechtsanwälte, Steuerberater, Internetauftritt, etc., sowie 35.000 Euro für Hotels, Trainer, Verwaltung, Marketing. Weitere 8.500 Euro konnten wir als Einnahmen von Förderern verbuchen.
Wichtig ist uns eines: Unabhängigkeit. Das schaffen wir genau aus der Mischfinanzierung aus der Ausbildung von Geldlehrern und Förderern. Und wie Sie sehen können, brauchen wir noch dringend Förderer, die unsere Sache unterstützen.

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3 Gedanken zu „Geldlehrer Deutschland: 5 Fragen an den Vorstand

  1. Akex S. Antworten

    Leider ist die Botschaft hier nicht angekommen, was der Verein bezwecken will. Genau hier "..wie unterscheide ich einen seriösen von einem unseriösen Berater." hätte Grischa ansetzen sollen. Nämlich stelle einem Berater eine Geldfrage, z. B.

    "Ich habe einen Kredit über 200.000 €, der Zinssatz ist bei 4,85% nominal. Die Tilgung liegt bei 1% (monatliche Rate 975 €).

    Wie hoch ist die Restschuld nach zehn Jahren bei monatlicher zahlweise?" Lösung: Restschuld 174.326,26 €

    Lösung innerhalb von 2 Minuten Finanzberater, mehr als 2 Minuten Finanzrater®

    Und das kann sogar jeder Verbaucher mit einem Taschenrechner BWKminimax berechnen.

    Danke für's Interview.

  2. Kritiker Antworten

    Für mich ist dieser Verein nicht seriös. Das sind supergute Verkäufer, die den jungen Leuten später alles für was es auch nur Provisionen gibt verkaufen werden. Man kennt sich ja …..
    Das nötige Finanzwissen muss mehr sein, als mit einem Rechner – bei dem man nicht wirklich weiß was er macht – irgenwelche Psyeudo-Kredite zu berechnen. Sinnvoller wäre die Frage, wie unterscheide ich einen seriösen von einem unseriösen Berater.

  3. Hans Peter Antworten

    Ich sehe einen eindeutigen Trend.
    Auch heute gab es einen Stand in der Hochschule von Horbach (laut Banner Teil der AWD-Group).

    Warum dieser aber vor der Prüfungszeit nie zu sehen war, als man ausreichend Zeit hatte, sich über deren Vertriebsmethoden zu informieren, bleibt natürlich ein Geheimnis.

    Anscheinend laufen die schwer provisionsabhängigen Versicherungen so schlecht, dass man schon auf solche Methoden zurückgreifen muss.

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